Vorspeisen-Gruss aus Tokio
Besser essen: Das Landgasthaus Hirsch in Manolzweiler
setzt auf den Spagat zwischen Bodenständigem und
internationaler Küche. (von Andrea Weller)
MANOLZWEILER. „Mit Kesselfleisch und anderem Selbstgeschlachtetem kann man heute nicht mehr überleben.“ Als Simone Waldenmaier (40) und ihr Mann Sven (41) Anfang dieses Jahres das Landgasthaus Hirsch in Manolzweiler von Simones Vater übernahmen, war klar, dass die Karten neu gemischt werden müssen. Denn: Manolzweiler, Teilort der Gemeinde Winterbach im Remstal, ist ein beschauliches Dörfchen auf einer Hochfläche des Schurwalds, knapp 480 Meter hoch gelegen. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man sagen, dass sich hier Fuchs und Has’ gute Nacht sagen. Mit Laufkundschaft ist daher weniger zu rechnen.
Schurwälder Gebrutzeltes – aber auch gehobelte Trüffeln
Simone Waldenmaier, die in renommierten Häusern wie dem Hotel Bareiss im Schwarzwald, in Ascona und St. Moritz ihr Handwerk gelernt hat, und ihr Mann haben umgesteuert und wagen nun einen „Riesen-Spagat“ zwischen bodenständiger schwäbischer und gehobener internationaler Küche. Simone Waldenmaier: „Natürlich gibt es bei uns weiterhin Innereien vom Kalb, zum Beispiel ist Blutwurstpraline mit Ackersalat bei unseren Gästen sehr beliebt.“ Wichtig sei auf jeden Fall „Klarheit beim Geschmack“.
Auf der – neu gestalteten – Website des Gasthauses ist zu sehen, dass auch Wild bei der Küchenphilosophie eine große Rolle spielt. Das kommt nicht von ungefähr, Sven Waldenmaier ist Jäger, in der vergangenen Woche war er auf Entenjagt.
Ansonsten kommen die Zutaten vorwiegend aus der Region, „wir haben eine große Nachbarschaft an Bauern“, sagt Simone Waldenmaier, „und Obstbaumwiesen haben wir selbst. Die Äpfel in der Gans sind also unsere eigenen“.
Sogar die Großmutter, 85, legt in dem Familienbetrieb (in vierter Generation) noch selbst mit Hand an, sie backt regelmäßig Holzofenbrot. Waldenmaiers freuen sich, dass ihr Konzept aufgeht. Die Gäste kommen zahlreich, etwa aus Göppingen oder Schwäbisch Gmünd, „wir haben einen großen Einzugsbereich“.
Die Kundschaft kann in dem gemütlich-traditionell eingerichteten Lokal unter Speisen wählen wie etwa „Remstaler Ackersalat an Balsamico-Haselnuss-Vinaigrette mit gebratener französischer Blutwurst, Aprikosen-Chutney und gehobelten Herbsttrüffeln“ (Vorspeise, 15 Euro), „Schurwälder Gebrutzeltes, feine Edelfleischstreifen in Champignon-Sahnesauce mit rosa Pfeffer garniert, dazu Spätzle und Salat“ (Hauptspeise, 16 Euro), „Ochsenmaulsalat in Vinaigrette mit Zwiebeln und Röstkartoffeln“ (Vesper, 9,50 Euro), aber auch „Filet vom Wildfangsteinbutt auf rahmigem Lauchgemüse, gehobelten Trüffeln und Zumhofer Nudeln“ (28 Euro). Dazu gibt’s immer passende Weine. Und saisonale Gerichte, im Moment Gans. Eine extra Erwähnung wert ist die Dessertkarte. Die „Kaffir-Limetten-Crème brulée mit ausgemachtem Passionsfruchtsorbet und Ananas-Mango-Ragout“ (9,50 Euro) ist schlicht zum Niederknien.
Für Menschen, die an den Feiertagen aushäusig – wie der Schwabe sagt – essen gehen möchten, wird im Hirsch ein Weihnachts- (38,50 Euro) sowie ein Silvestermenü serviert (59 Euro). Vor allem bei letzterem hat Küchenchef Sven Waldenmaier seiner Kreativität freien Lauf gelassen: Die Vorspeise, geheimnisvoll „Manolzweiler – Tokio“ benannt, ist ein ungewöhnlicher „schwäbisch-asiatisch inspirierter Vorspeisenteller“, dessen Zusammensetzung „eine Überraschung“ sein soll.